Das große Spektrum zeigen

Das große Spektrum zeigen

Gruppen aus ganz Süddeutschland bei den 1. Freiburger Seniorentheatertagen
Otto Schnekenburger, Der Sonntag, Kultur, 24. Februar 2008

„Das Spektrum ist so groß wie im ’normalen’ Theater“, sagt Helmut Grieser, künstlerischer Leiter der „Methusalems“ und als solcher Mitorganisator der „1. Seniorentheatertage am Theater Freiburg“, die in der nächsten Woche Produktionen aus ganz Süddeutschland nach Freiburg bringen.
Dieses große Spektrum zu zeigen ist ein Ansatz des Programms des vom 27. Februar bis zum 2. März stattfindenden Festivals: Vom vom Theater „BaSta“ aus Karlsruhe gespielten Dürrenmatt-Klassiker „Der Besuch der alten Dame“ (Mittwoch, 19 Uhr, Kleines Haus) über ein Senioren-Kabarett (die „Graue Zellen“ aus Ettlingen zeigen am Donnerstag um 19 Uhr unter dem Titel „Glücklich ist, wer vergisst“ eine satirische Collage aus Liedern, Texten und Szenen) bis zur Krimikomödie „Streng geheim“ der Gruppe „Tempo 100“ aus Nürnberg reicht das Spektrum. Interessant werden könnte auch das Gastspiel des Frauentheaters „Purpur“ aus Tübingen. Unter dem Titel „Und wenn sie nicht gestorben sind“ (Samstag, 1. März, 15 Uhr Werkraum) fragen sich die Gäste aus Tübingen, was wohl mit Märchenfiguren passiert wäre, wenn sie ihr Leben weitergelebt hätten und vom Alltag eingeholt worden wären. „Selbstironisch, aber auch nachdenklich wird hier das Thema Älterwerden unter die Lupe genommen“, urteilten die „Reutlinger Nachrichten“. Ebenfalls aus Tübingen kommt das Generationentheater „Zeitsprung“, welches im Stück „Kontakt-Schleifen“ zwölf sehr unterschiedliche Menschen, die im „richtigen“ Leben wohl nichts miteinander zu tun hätten, in einem Hotel aufeinandertreffen lässt (Samstag, 19 Uhr, Kleines Haus).
„Es soll keine Leistungsschau werden,“ betont Helmut Grieser. Man habe bewusst Bühnen, die an eine Staats- oder Stadttheaterbühne angeschlossen sind, ausgewählt und darauf geachtet, dass die Eingeladenen große Gegensätze in ihrer Arbeit und somit eine große Stilvielfalt besitzen. Es soll auch mehr als nur eine Werkschau von Seniorentheater werden. „Wir wollen auch die anderen Gruppen kennenlernen, ich bin sehr neugierig, wie die sich organisieren“, freut sich Helmut Grieser. Die Schauspieldramaturgin Anita Kerzmann hat daher um die Theaterstücke herum ein vielfältiges Angebot aus kostenlosen (allerdings bereits ausgebuchten) Workshops, Publikumsgesprächen, Mittagstisch in der Kantine und Abschlussfest organisiert.
Seniorentheater im KommenSeniorentheater ist ungemein im Kommen, hat Helmut Grieser, der die Freiburger „Methusalems“ vor acht Jahren gründete, festgestellt. Von den Gästen zählt die Nürnberger Gruppe „Tempo 100“ zu den ältesten deutschen Seniorentheatergruppen. Viele andere entstanden erst in den letzten Jahren. „An meiner Gruppe merke ich, wie sehr Seniorentheater auch einem sozialen Zweck dient“ erzählt Grieser. Vieles laufe, ohne dass er es groß mitbekomme. Etwa, dass Mitglieder der „Methusalems“ sich gegenseitig im Alltag aushelfen. „Die Gruppe ist eine Droge, ohne das Treffen am Montag werde ich unruhig“ habe einmal einer seiner Schauspieler zu ihm gesagt.
Für Helmut Grieser, der schon 1993 mit der Intendanz von Manfred Beilharz als Schauspieler aus Bonn ans Freiburger Theater kam, ist es kein Zufall, dass so eine Veranstaltung wie die Seniorentheatertage in der Intendanz Mundel zustande komme. So sehr wie Mundel habe noch kein Intendant vor ihr in Freiburg das Theater für alle Gruppen geöffnet und in die Stadt getragen.
Am nächsten Sonntag um 18 Uhr werden dann auch die Gastgeber mit ihrem „Kassenschlager“, mit Joseph Kesselrings Krimikomödie „Arsen und Spitzenhäubchen“, nochmals zu sehen sein. „Mit Arsen und Spitzenhäubchen haben wir breitere Publikumsschichten erreicht, es war die bislang schwierigste Arbeit, den Gesetzen einer Krimikomödie gerecht zu werden“, bilanziert Helmut Grieser. Für die kommende Spielzeit ist wieder eine neue eigene Produktion geplant: „Ich kann noch nicht allzu viel verraten, aber das Stück wird mit dem Thema ’Erinnerung an die eigene Kindheit und Jugend’ zu tun haben.“