Theaterspielen: die Schokolade des Lebens

Theaterspielen: die Schokolade des Lebens“

BZ-Fragebogen, heute ausgefüllt von Renate Gimmi, 78, Ärztin und Mitglied der Seniorentheatergruppe „methusalems“, (cfr), Badische Zeitung, Stadtzeitung Freiburg, 18. Juni 2009
Renate Gimmi ist eine Frau der ersten Stunde: Sie ist von Anfang an Mitglied beim Seniorentheater „Methusalems“, das 2003 von dem Schauspieler Helmut Grieser vom Theater Freiburg gegründet worden ist. Die heute 78-Jährige wurde in Lübeck geboren und hat in München, Hamburg und Heidelberg Medizin studiert. Mit den „Methusalems“ steht die Ärztin bei den Freiburger Theatertagen mit dem Stück „Ich bin nur vorübergehend hier“ von Tankred Dorst auf der Bühne. Gimmi hat fünf erwachsene Kinder und lebt in der Innenstadt.

Was bedeutet Ihnen das Theaterspielen?
Theaterspielen war für mich schon immer die Schokolade des Lebens. Ich liebe Menschen, die sich für etwas begeistern, und bei den Methusalems habe ich eine Gemeinschaft von Menschen gefunden, die alle für das Theaterspielen entflammt sind. Außerdem ist Theaterspielen nicht nur schön und leicht, sondern es fordert mich auch.

Haben Sie eine Traumrolle?
Die habe ich schon gespielt. Das war die Abby in „Arsen und Spitzenhäubchen“, eine alte, verschmitzte Dame.

Was unterscheidet alte von jungen Schauspielern?
Ich bewundere ja sehr, was die jungen Profis alles können: tanzen, singen, Akrobatik, rasant sprechen. Andererseits glaube ich auch, dass die Alten etwas mitbringen, das die Jungen nicht haben: Lebenserfahrung. Die können sie gut in die Rollen einbringen. Klar fällt es den Methusalems nicht mehr ganz so leicht, den Text zu lernen. Aber bis jetzt haben wir das irgendwie immer noch geschafft.

Was wollten Sie als Kind werden?
Schauspielerin.

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Freiburg?
Die Bühne des Kleinen Hauses am Theater und mein Balkon zum Colombischlössle hin.

Ihr Lieblingslokal in Freiburg?
Die Theaterkantine und das Theatercafé.

Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Deutsch.

Wann waren Sie zuletzt in der Kirche?
Am vergangenen Sonntag im Münster.

Worüber können Sie herzhaft lachen?
Über die Aussprüche meines jüngsten Enkels, der ist jetzt zwei Jahre alt.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Klavierspielen, sinnen, lesen, schlafen.

Was lesen Sie gerade?
„Gespräche über Bewusstsein“ von Susan Blackmore und „Lea“ von Pascal Mercier.

Wann waren Sie das letzte Mal im Kino?
Vor zwei Wochen in „Spite Marriage“ mit Buster Keaton – ein Film von 1929.

Welche Musik hören Sie gerne?
Vivaldi, Bach, Mozart und Erich Wolfgang Korngold. Aber auch Dixieland oder Glenn Miller.

Haben Sie ein Vorbild?
Magda Schmidt, eine Bäuerin im Kaiserstuhl. Sie ist über 80 Jahre alt, vom Schicksal geprüft und hilft überall auf selbstverständliche, christliche Weise.

Was bringt Sie auf die Palme?
Starrsinn und orthographische Fehler in der BZ.

Was ist Ihnen peinlich?
Wenn ich überschätzt werde und man das nachher merkt.

Wo machen Sie gerne Urlaub?
In Italien und überall am Meer.

Ihr größter Erfolg?
Dass ich in meinem Arztberuf zwar spät ergriffen habe, aber doch 18 Jahre lang das Vertrauen verschiedenster Menschen erleben durfte.

Ihre Traum-Schlagzeile?
„Krebskrankheit endgültig besiegt.“

Angenommen, Sie gewinnen bei Jauch eine Million. Was machen Sie damit?
Ich würde teilen zwischen dem, was mir gerade am wichtigsten zu bespenden scheint, und den gerade anliegenden Bedürfnissen meiner Familie.

Was werden Sie in zehn Jahren machen?
Hoffentlich noch leben und Theater spielen.

Bitte vervollständigen Sie: Als Oberbürgermeisterin von Freiburg würde ich …
… beim Land dahingehend wirken, dass in Freiburg modellhaft das bedingungslose Einkommen eingeführt wird.