Die letzte Frage
Theaterstück von Jarg Pataki nach Motiven von Ágota Kristófs „Das große Heft“ und „Die dritte Lüge“
In Ágota Kristófs Werk oszillieren die Figuren zwischen Freud und Leid. Die Kreatürlichkeit des Menschen äußert sich in Verrohung, Krieg und Gewalt. Dazwischen stehen die Protagonisten verloren als Sinnsuchende. Die beiden Romane „Das große Heft“ und „Die dritte Lüge“ sind die Grundlage für eine besondere Adaption des Stoffes von Jarg Pataki mit der Seniorentheatergruppe »die methusalems« am Theater Freiburg. Damit führen beide ihre Arbeit fort, die in der Spielzeit 2013/14 mit einer vielbeachteten Inszenierung von Andres Veils „Himbeerreich“ begann.
Bei Kristóf dokumentieren zwei namenlose Zwillinge ihre Überlebensstrategien während Kriegszeiten in einem „großen Heft“. Sie betteln, hungern, schlachten, töten und erlegen sich grausame Übungen auf, um sich gegen Emotionalität und Leidenschaft abzuhärten – ihre eigene, archaische Natur zu überwinden. Aber sie bleiben unbestechlich in einer erbarmungslosen, verrohten Welt. Am Ende steht die schmerzhafte Trennung. Später wird einer der Brüder versuchen, nach Jahren der Trennung, seinen Zwillingsbruder wiederzufinden, ist aber durch Flucht und Krankheit körperlich wie seelisch gezeichnet.
Statt die Geschichte der Bücher in einer klassischen Dramatisierung nachzuerzählen, begeben sich die Spieler auf eine kollektive Erinnerungsreise in die Lebenswelt der Zwillinge. Als gemeinsamer Sprachkörper durchleben sie in einem in die Zukunft verlagerten Klassentreffen die Übungen und Entbehrungen noch einmal, sind jedoch eigentlich längst in einem trieb- und leidenschaftslosen Seelenzustand angekommen. Die Spieler repräsentieren gemeinsam die Zwillinge, springen in Nebenfiguren und arbeiten als Gruppe daran, Sentimentalität und Emotionen auszuschalten, aber auch zu einem höheren Zustand von Empathie und Klarheit zu gelangen. Daneben agiert eine solitäre Figur auf der Bühne, die von eigenem Leid und Krankheit erzählt und sich nicht recht einzufinden vermag in das Treiben der anderen. An dieser Konfliktlinie entzünden sich Fragen über eine gesellschaftliche Utopie von Zivilisation und den Umgang mit Emotionen, Leid und unserer eigenen Endlichkeit. Konstituiert die letzte Frage unsere conditio humana oder ist alles eine große Lüge?
Premiere war am 16.01.2015 im Kleinen Haus des Theater Freiburg.
MIT: Mechthild Blum, Gisela Braun, Hannelore Burger, Miejef Callens, Heide Cerny, Ingrid Frey, Renate Gimmi, Harald Jeske, Marlene Krämer, Jochen Loh, Thomas Schelenz, Markus Simon (Mitglieder der »methusalems«) & Marcella Bertazzo
Regie: Jarg Pataki / Bühne & Video: Caroline Stauch / Kostüme: Sabina Moncys / Musik: Sven Hofmann & Jarg Pataki / Licht: Stephanie Meier / Dramaturgie: Sascha Flocken / Regieassistenz & Abendspielleitung: Tobias Gralke / Regieassistenz & Projektkoordination »Methusalems«: Nicole Lux / Inspizienz: Arno Fliegauf / Ausstattungsassistenz: Marcella Bertazzo
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