Mehr als eine Spielwiese

Mehr als eine Spielwiese

Erstes Seniorentheaterfestival ab Ende Februar in Freiburg
Marion Klötzer, Badische Zeitung, Kultur, 11. Februar 2008

Sie nennen sich selbstironisch Tempo 100 oder Graue Zellen und ihr Durchschnittsalter liegt meist über 65. Nichtsdestotrotz wächst ihre Zahl und Produktivität: Seniorentheatergruppen sind mächtig im Kommen und so entstand bei Regisseur Helmut Grieser von der Freiburger Theatergruppe „methusalems“ und dem Theater Freiburg die Idee eines Seniorentheaterfestivals. Vom 27. Februar bis zum 2. März wird es im Kleinen Haus nicht nur ganz unterschiedliche Produktionen von sechs Seniorentheatergruppen aus Süddeutschland geben, sondern auch fünf Tage lang fast rund um die Uhr Arbeitstreffen, Publikumsgespräche und vor allem kostenlose, von Profis geleitete Workshops in Schauspiel, Bewegung und Gesang. Dabei will das Theater mehr als eine bunte Spielwiese eröffnen: „Unser Ziel ist es, die aktive Teilhabe unterschiedlichster Menschen an gesellschaftlichen Prozessen möglich und sichtbar zu machen“, sagt Intendantin Barbara Mundel. So steht neben der künstlerischen Werkschau vor allem Austausch und Vernetzung im Mittelpunkt. „Dieses Festival ist ein öffentlicher Mutmacher“, freut sich Helmut Grieser, der Theatergruppen auswählte, die an ein Stadt- oder Staatstheater angebunden sind.

Die Resonanz war groß: Rund sechzig aktive Spieler werden aus Tübingen, Karlsruhe, Nürnberg und Ettlingen anreisen, im Gepäck ganz unterschiedliche Themen, Ästhetiken und Arbeitsweisen: Mit dabei sind neben Klassikern und Kriminalkomödien wie „Der Besuch der alten Dame“, „Streng geheim“ oder „Arsen und Spitzenhäubchen“ auch spannende Eigenproduktionen. Da spielt das Generationentheater Zeitsprung aus Tübingen unter dem Titel „Kontakt-Schleifen“ die Begegnung von zwölf Suchenden in einem Hotel am Rande. Das Frauentheater Purpur entwickelt unter dem Motto „Und wenn sie nicht gestorben sind…“ Prinzessinnendramen rund um Schönheitswahn und Älterwerden, und das Seniorenkabarett Graue Zellen aus Ettlingen zeigt Satirisches aus dem Spannungsfeld von Lebenserfahrung und Zukunftsperspektiven. „Studio Zukunft“ nennt sich dann auch das Workshop-Projekt der Berliner Elektropopkünstlerin Bernadette La Hengst und dem Aktionskünstler Jan Theiler, bei dem mit interessierten Senioren ein musikalisches Hörspiel erarbeitet wird, das bei der großen Abschlussveranstaltung am Sonntag, den 2. März, präsentiert werden soll.