Aus dem Frage- wird ein Ausrufezeichen

Aus dem Frage- wird ein Ausrufezeichen

Am Ende ist die Veranstaltungsreihe „Demografischer Wandel als Chance“ eine Art neuer Anfang
Gerhard Maria Kirk, Badische Zeitung, Stadtzeitung Freiburg, 7. März 2008

Wenn die Veranstaltungsreihe „Demografischer Wandel als Chance?“ etwas erreicht hat, dann, wie sich bei der Abschlussveranstaltung am Mittwochabend im Winterer-Foyer des Stadttheaters zeigte, dies: Das Fragezeichen hinter der Überschrift hätte eigentlich ein Ausrufezeichen sein müssen. Denn daran ließen die Veranstaltungen seit Mitte November 2007 keinen Zweifel: Eine älter werdende Gesellschaft birgt ganz neue Möglichkeiten – und zwar für alle Generationen.
Allerdings: Diese Lebensmöglichkeiten müssen erst einmal entdeckt und geborgen werden. Wie ein Schatz, dem zum Beispiel Gisela Strasburger und Ingrid Riesterer auf die Spur gekommen sind, seit sie bei der Seniorentheatergruppe „Die Methusalems“ mitmachen. „Etwas Großartiges“, sagt die eine, „ein Traum“, schwärmt die andere. „Beim Theaterspielen nämlich werden die Leute nicht beschäftigt“, erklärt Schauspieler Helmut Grieser, der den Methusalems ins Leben verhalf, „sie bekommen vielmehr eine Aufgabe – und sie erleben Gemeinschaft.“ Also das Gegenteil dessen, was, wie Ellen Breckwoldt vom Stadtseniorenrat immer wieder erfährt, den meisten Menschen im Alter zu schaffen macht: die Einsamkeit.

Noch. Denn die Gegenbewegung ist unübersehbar. Etwa bei der Suche nach neuen gemeinschaftlichen Wohnformen, wie Professorin Cornelia Kricheldorff beobachtet. Oder indem die Benachteiligung von älteren Frauen stärker ins Blickfeld gerückt wird, wie es Professor Berthold Dietz tut. Ebenso wie die städtische Gender Mainstreaming-Beauftragte Cornelia Hösl-Kulike: „Armut ist mehr für Frauen ein Thema als für Männer.“ Weshalb heute eine ausreichende Kinderbetreuung vonnöten sei, die es Frauen ermögliche, sich für übermorgen eine zum Leben genügende Rente zu erarbeiten.

Die vielfach für notwendig erklärte lebenslange Teilhabe älterer Menschen am öffentlichen Raum dürfe jedenfalls keine Frage des Geldes sein. „Niemand soll deshalb ausgeschlossen werden“, versichert Bürgermeister Ulrich von Kirchbach, der auch gern die Anregung Helmut Griesers mit ins Rathaus nimmt: Die Stadtverwaltung solle doch bitteschön einen Theaterpädagogen an- und den Begegnungsstätten in den Stadtteilen zur Verfügung stellen. Schließlich, zitiert BZ-Redakteurin Julia Littmann als Moderatorin des Abends die Schauspielerin Helen Hayes: „Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt sind, sondern wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen.“